Island ist ein Phänomen. Seit Jahrhunderten versucht die Vulkaninsel seine Bewohner loszuwerden. Sie bebt, sie kocht, sie spuckt Feuer und Eis. Überall auf der Insel dampfen stinkende Schwefellöcher. Geysire entladen sich in die Höhe und das Meer ist an vielen Stellen unberechenbar. Ein Großteil der Landschaft besteht aus erkalteten Lavafeldern. Bäume gibt es kaum. Die Hälfte des Jahres igibt es wenig Tageslicht und im Sommer liegt die Durchschnittstemperatur bei etwa 12 Grad.

Doch etwa 320.000 Bewohner trotzen den lebensfeindlichen Bedingungen. Davon leben 2/3 in Reykjavik, der nördlichsten Hauptstadt Europas. Doch wie lebt es sich in einem Land, in dem sich sogar Mc Donalds mit seinen Billig-Burgern aufgrund des großen Finanzcrashs verabschiedete, in dem Menschen Dating-Apps entwickeln, die den Verwandtschaftsgrad ermitteln und es drei mal so viel Schafe wie Einwohner gibt? Das sind meine Tipps für Reykjavik:

Reykjavik – die hippste Einöde der Welt

Reykjavik wirkt etwas so, als hätte man das Ruhrgebiet der 60er Jahre an den Atlantik verlegt. Große Industriebauten wechseln sich mit kleinen alten Reihenhäusern ab. Überall in der Stadt kann es immer wieder nach Schwefel riechen. Wenn eine Farbe dominiert, dann ist es grau. Grau in allen Facetten, ob Häuser, der Himmel oder die Straßen. Durch diese schieben sich jährlich tausende Touristen, die man gut daran erkennt, dass sie wirken, als seien sie gerade aus einem Jack Wolfskin Katalog gestolpert. Wer keine neonfarbene Daunenjacke trägt, kann nur Isländer sein.

Reykjavik Roasters

Cafés in Reykjavik – Stress ist hier ein Fremdwort

Es war wirklich nicht schwer, in Reykjavik einen guten Kaffee zu bekommen. Überall in der Stadt gibt es nette kleine Cafés, wo man es sich bei einem Regenguss mit Kaffee, Zimtschnecken und Kuchen gemütlich machen können.

Reykjavik Roasters
Nettes kleines Cafe mit eigener Kaffeerösterei. Es gibt einfaches Gebäck sowie frisches Sauerteigbrot mit Käse und Marmelade.
Kárastígur 1, Reykjavík


Café Babalu
Ein buntes Sammelsurium, das einen Haufen Tinneff beherbergt. Es gibt selbtsgebackenen Kuchen, Suppen und günstige Mittagsgerichte.
Skólavörðustígur 22, 101 Reykjavík


Lemon Gullinbrú
Frische Säfte und Smoothies. Die Isländer lieben es allerdings scharf. Ingwer und Chili werden zu vielen Säften gemixt. Die Sandwiches sind hier auch empfehlenswert und die Preise sind verhältnismäßig günstig.
Fjallkonuvegur 1, 112 Reykjavík, Island

Icelandic Fish and Chips

Essen gehen auf Island – viel Junk Food

Vor dem Essen auf Island hat mich jeder gewarnt. Zu den traditionellen Spezialitäten gehören gekochtes Fohlen, Trockenfisch und fermentierter Hai. Natürlich gibt es viel frischen Fisch, aber auch auffällig viel Fast Food. Die Isländer lieben Burger, Sandwiches, Fish and Chips und süße Nachspeisen. Für mich meistens zu süß. In den meisten Cafés gab es zwei Sorten Kuchen: Schokoladen-Torte und Carrot Cake. Diese beiden Sorten gibt es übrigens auch in jedem Supermarkt als Backmischungen.

Icelandic Fish and Chips
Schickes nettes Bistro am Hafen. Der Fang des Tages wird täglich zu frischem Frittiertem verarbeitet. Die Portionen sind klein, die Qualität dafür aber ausgezeichnet.
Tryggvagata 11, 101 Reykjavík


Tommi’s Burger Joint
Angeblich die besten Burger Islands. Auf Island gibt es mehrere Filialen. Eine Mini-Filiale befindet sich direkt am alten Hafen. Eine Zweigstelle befindet sich übrigens auch in Berlin-Mitte.
Geirsgötu 1, 101 Reykjavík


Bæjarins beztu pylsur
Street Food ist kein wirklich riesiges Ding auf Island. Kein Wunder, die meiste Zeit des Jahres würde man sich hier an jedem Street Food Truck den Arsch abfrieren. Zu den wenigen Ausnahmen in der Stadt zählen die Hot-Dog Buden von Bæjarins beztu pylsur. Eine liegt direkt gegenüber vom Konzerthaus. Seit 1937 werden hier Hot Dogs verkauft. Zu den prominenten Kunden zählten  schon Bill Clinton sowie die Heavy Metal Rocker von Metallica.
Tryggvatagata 1,101 Reykjavík

Supermärkte auf Island – erhöhtes Herzinfarktrisiko an der Kasse

Bonus
Der isländische Discounter bietet eine riesige Auswahl an amerikanischen Junk-Food Sünden. Frühstückswaffeln, Mini-Brownies und Schokotorten-Backmischungen. Hier gibt es alles, was ich mir verkneifen sollte. Die Preise sind moderat und wahrscheinlich mit die günstigsten im Land.


Kronan
Kronan bietet eine große Auswahl an Obst und Gemüse, sowie frischen Fisch. Die Preise sind „ok“. Große Einkäufe lassen sich hier definitiv verschmerzen. Auch wenn vor allem frische Produkte wie Heidelbeeren oder Früchte im Vergleich zu Deutschland sehr teuer sind.

Kulturnacht Reykjavik – Theater, Musik und mehr

Mitte August, um den 19. bis 20. August herum findet in Reykjavik jedes Jahr die Kulturnacht statt. Die ganze Stadt – bzw. das ganze Land – ist an diese Tag auf den Beinen. In den Straßen gibt es Theater, Street Food und viel Musik. Bis spät in die Nacht wird an diesem Tag auf den Straßen getanz – Regen hin oder her.

Am selben Tag findet außerdem der Reykjavik Marathon statt. Falls ihr wie auch keine große Läuferin sei, könnt ihr euch für den 3k Fun Run anmelden. Hier nimmt jeder teil, um Spaß zu haben. Einige laufen in Kostümen, mit Kinderwagen oder Hunden. Und das Beste: Für die Teilnahme gibt es einen Gutschein für einen kostenfreien Eintritt in die öffentlichen Bäder.

Ausflugsziel: Hveragerdi – eine Wanderung zum „heißen Fluss“

Die heißen Quellen in Hveragerdi sind von Reykjavik in nur 45 Minuten zu erreichen. Wir machen diese Tour an Tag 4, denn langsam macht uns das viele Autofahren mürbe. Wir fahren auf der 1 in Richtung Vik und biegen dann in Hveragerdi in die „Dorfmitte“ ab. Am Ortseingang steht ein Wegweiser, der den Weg zu den heißen Quellen weist. Der Wanderweg beginnt hinter einem Parkplatz, der ein paar Meter von der Sporthalle entfernt liegt. Bis zu den heißen Quellen sind es etwa 1,5 Stunden. Der Weg ist nicht wirklich anstrengend, an manchen Stellen aber steinig und nass. Wetterfeste Wanderkleidung ist ein Muss.

Wir durchdringen einige übelriechende Schwefelquellen, die mich kurze Zeit würgen lassen. Kurz dahinter befinden sich die heißen Quellen. Der kleine Bergfluss schlängelt sich durch saftiges Grün und bietet mit seinen Ausbuchtungen herrliche kleine Badebuchten. Das Wasser hat Badewannen-Temperatur. Ab mittags wird es hier allerdings in der Hauptreisezeit ziemlich voll. Wer sich die Badebuchten nicht mit grölenden Amis mit Faxe-Bierdosen teilen will, wandert besser früh los.