„Wollt ihr wirklich nach Madison?“, werden wir auf unserer vierwöchigen USA-Reise von unseren kalifornischen Freunden ungläubig gefragt. Zugegeben, nach Stops in New York, San Francisco, Los Angeles und Chicago, fällt Madison schon etwas aus der Reihe. Im Käsestaat Wisconsin gelegen, kann man die kleine Universitätsstadt nicht gerade als weltbekannt bezeichnen. Hier gibt es keine Skyline, keine Hollywood-Hills und keine Traumstrände. Ein bisschen ins Grübeln geraten wir dann aber schon, als wir morgens im sonnigen LA in den Flieger Richtung Chicago steigen, um kurz darauf im Leihwagen nach Wisconsin zu sitzen. Wir fahren durch saftiges Grün, vorbei an Farmen, Fast Food Läden, Käse- und Milchwerbung. Willkommen im Midwest.

Madison ist mit über 250.000 Einwohnern die zweitgrößte Stadt in Wisconsin. Ein Blick in die Liste der Söhne und Töchter der Stadt steigert die Vorfreude zunächst nicht wirklich. Die Auflistung ist unspektakulär. Chris Noth, also Mr. Big aus Sex and the City, kommt aus Madison. Immerhin hat sich der Architekt Frank Lloyd Wright an einigen Gebäuden in Madison ausgetobt. Wisconsin wirkt offen, freundlich und bodenständig. Ein Großteil der Wirtschaft wird von den ansässigen Milchproduzenten bestimmt. Nicht umsonst wird Wisconsin deshalb auch Amerikas Dairyland genannt. Das wirkt sich natürlich auch auf die regionale Küche aus, die klar von Käse dominiert wird.  Aber was könnte sympathischer sein, als ein ganzer Staat voller Käsesympathisanten? Das sind meine Tipps für Madison in Wisconsin:

State Street – Shoppen, Essen, Trinken in Madison

Ein Spaziergang über die State Street ist der richtige Einstieg für den ersten Tag in Madison. Vom wunderschönen State Capitol führt die Haupteinkaufsstraße der Stadt vorbei an Cafés, Shops und Kneipen direkt zur Universität. Hier treffen sich einheimische, Studenten und Touristen. Auffällig viele Leute haben hunderte Dollars in einem der zahlreichen Madison-Fanshops gelassen. Becher, Stifte, Shirts und Pullover – so etwa jeder denkbare Gegenstand im heimischen Corporate Design wird hier verscheuert. Wir sparen unser Geld lieber für Mac and Cheese und Bier.

Wisconsin State Capitol
Unübersehbar, 85 Meter hoch, steht das State Capitol mitten in der Stadt. Die Kuppel ist ziemlich beeindruckend und ein schneller Blick lohnt sich auf jeden Fall. Immer mittags, zwischen 12 und 13 Uhr, tönen die lauten Gesänge der Solidarity Singers durch das State Capitol. Eine Gruppe von Protestlern singt seit 2011 mit selbstkomponierten Songs gegen soziale Ungerechtigkeit und für Meinungsfreiheit.
2 Main St, Madison


Graze
Der erste Abend führt uns in Graze. Ein helles und hippes Restaurant direkt am Wisconsin State Capitol. Wir bestellen als Vorspeise Cheese Curds mit Knoblauchsauce, also frittierte Cheddarstückchen. Über die Kalorien sei hier nicht nachzudenken, denn es fällt schwer mit dem Essen aufzuhören. Auch wenn ich mich in Selbstbeherrschung versuche und nur die kleinen Käsestückchen aus dem Körbchen picke. Wem will ich hier etwas vormachen? Der Hauptgang besteht dann übrigens aus noch mehr Käse, nämlich aus herrlich cremigen Mac N‘ Cheese.
 1 S Pinckney St #107, Madison


Ian’s Pizza Madison
Was wäre ein Käsestaat ohne eine fettige und absolut ungesunde Pizza? Um ehrlich zu sein, bin ich normalerweiser ein klarer Fan der italienischen Pizza mit Büffelmozzarella und Basilikum. Also möglichst puristisch. Aber ich ließ mich eines besseren belehren und muss zugeben, dass ich ein Stück Mac N‘ Cheese Pizza nicht mehr vom Tellerrand schubsen würde. Wer es etwas gesünder mag, kann den Pizzabelag auch gerne selbst wählen. Ach ja, leckere Salate gab es übrigens auch.
100 State St, Madison


Marigold Kitchen
Ein wunderschönes kleines Café mit einer fantastischen Auswahl an köstlichen Lunch-Optionen. Vor allem Vegetarier kommen hier voll auf ihre Kosten. Die Pancakes mit Mandel-Butter und hausgemachtem Granola haben und besonders gut geschmeckt.
118 S Pinckney St, Madison

Der Campus – von Woo Girls, Bootstouren und Craft Beer

Ein ganzer Haufen Woo Girls erwartet uns, als wir uns dem Campus nähern. Es ist Freshmen Week, die Uni startet und auf dem Campus wimmelt es nur so von Studenten und Besuchern. Studentenverbindungen begrüßen die Neuankömmlinge, überall gibt es Campustouren und Erstsemster-Einführungen. Auch die letzten heißen Tage des Sommer tragen dazu bei, dass hier gerade wirklich jeder draußen ist, ob nun beim Schwimmen, Kanufahren oder einfach nur beim Eisessen in der Sonne. Wir schnappen uns Eis und Bier (komische Mischung, ich weiß) und genießen den Tag auf der Terrasse der Universität.

Rathskeller
Etwa die Hälfte aller Einwohner Wisconsins sollen deutsche Wurzeln haben. Kein Wunder, dass man auch in Madison häufiger über kulinarische Hinterlassenschaften stolpert. Und wer mit dem ein oder anderen Stadtbewohner Small Talk hält, merkt erst nach Minuten, dass er hier eigentlich einem Deutschen gegenüber steht. Denn noch immer zieht es viele Deutsche nach Wisconsin. Auf dem Campus hat sich die deutsche Bierbraukunst durchgesetzt. Im Rathskeller gibt es neben Bier auch noch stereotype „Klassiker“ wie Schnitzel, Spätzle und Sauerkraut. Empfiehlt sich aber nur, wenn man das heimische deutsche Essen wirklich ganz ganz doll vermisst.
UW-Madison, 800 Langdon St, Madison


Craft Beer
Mittlerweile hat ja auch in Deutschland jede Omma vom Craft Beer Trend gehört. In den USA gibt es eine schier unzählige Menge von kleinen, regionalen Brauereien, die handwerklich gebrautes Bier herstellen. Gott sei Dank darf man in Madison Alkohol auf offener Straße trinken. So muss man das kühle Bierchen nicht in einer Brownbag verstecken. Craft Beer gibt es im Sommer zum Beispiel auf der Terrasse am Campus.


Daily Scoop
Das Eis im Daily Scoop wird u. a. vom Food Science Department der Uni entwickelt. Probiert die Peanutbutter-Varianten.
1308 W Dayton St, Madison

Von Kaffee und Pizza

Die Monroe Street haben wir während unseres Aufenthalts in Madison immer wieder passiert. Sie ist aber definitiv mehr als eine schnelle Verbindung nach Downtown. Zum einen gibt es hier einen Trader Joes, den ich einfach immer besuchen muss, wenn ich in den USA bin. Vor allem um mir zu wünschen, warum der Aldi in Deutschland nicht mehr wie sein Schwester-Unternehmen in den USA aussehen kann. Zum anderen gibt es hier mit dem Barriques Café und Pizza Brutta zwei weitere Gründe, um kurz mal anzuhalten.

Barriques Café
Das Barriques ist das perfekte Café für alle, die sich gerne in gewohnt brummenden Geräuschpegel hinter ihrem Notebook verstecken und ab und zu einen guten Schluck Kaffee genießen. Aber bitte ab und zu noch einmal aufblicken und einen der fabelhaften Scones probieren, die hier wirklich super köstlich sind.
1825 Monroe St., Madison


Pizza Brutta
Die Pizzeria serviert wirklich köstliche Steinofenpizza zu sehr moderaten Preisen. Auch die Salate waren köstlich.
1805 Monroe St, Madison

Must-Do’s in Madison

Madison ist definitiv eine Outdoor-City. Vor allem Wasserratten werden die Stadt einfach lieben. Mit gleich zwei riesigen Seen in der Innenstadt spielt sich hier im Sommer, wie auch im Winter, fast alles am Wasser ab. Sport ist generell ein großes Thema in Madison. Es wird gerannt, ob nackt oder in Unterwäsche. Es wird gepaddelt, stehend oder im Sitzen. Wer will, kann sich rund um die drei Seen der Stadt Kanus oder Boote leihen. Und auch das Stand up Paddling hat Madison natürlich schon lange erreicht. Wer keinen Sport machen will, kann auch einfach den ganzen Tag essen. Zum Beispiel auf dem riesigen Farmers Market am State Capitol.

Farmers Market
Gibt es etwas Schöneres den Tag am Samstagmorgen mit einem Besuch des Farmers Market zu beginnen? Mit über 200 Anbietern gehört der FM in Madison zu den größten in den USA. Frisches Gemüse, Käsebrot oder frische Scones und Zimtschnecken – hier findet man viele Köstlichkeiten. Immer Samstags am Capitol Square von 6.30 Uhr bis 14 Uhr.
2 E Main St, Madison


Henry Vilas Zoo
Ok, der Zoo in Madison ist jetzt nicht wirklich abgefahren. Dafür ist der Eintritt aber komplett umsonst.
702 S Randall Ave, Madison


Madison B-Cycle
Der durchschnittliche Kalifornier beäugte mich immer etwas ungläubig, wenn ich erzählte, dass ich zu Fuß zum Strand unterwegs bin. Klar, sportlich ist die Westküste schon, aber auf die 20,5-Liter-Schleuder möchte niemand so wirklich verzichten. Umso begeisterte war ich, als wir den Mietwagen in Madison endlich stehen lassen konnten, um auf die Citybikes zu steigen. In ganz Madison gibt es 39 Stationen mit über 300 Rädern. Der Tagespreis beträgt 5$ und wird einfach schnell mit der Plastikkarte bezahlt.


Streetfood
Madison ist eine entspannte Stadt und im Sommer spielt sich fast alles draußen ab. Wer mit dem Fahrrad unterwegs ist, sollte deswegen nach den Foodtrucks Ausschau halten. In Parks und Märkten trifft man auf die Curd Girls oder die Jungs von Gili´s Panini. Standort am besten bei Twitter auschecken. Einmal im Jahr findet außerdem das Taste of Madison Festival am State Capitol statt – ein großes Street Food Festival mit knapp hundert Ständen und Live-Musik Anbietern.