Mit Mitte 20 habe ich mich entschieden, nie wieder Urlaub am Gardasee zu machen. Nicht etwa weil der See im Norden Italiens nicht wunderschön ist. Aber nach einem Osterurlaub in dem ich mehr Deutsche als Italiener getroffen habe, hatte ich die Region erst mal satt. Zu voll, zu touristisch, zu überlaufen. Zumal am Gardasee leider sehr viele Touristen der Marke „Ich-bestell-mal-auf-Deutsch-weil-die-müssen-auch-im-Ausland-meine-Sprache-sprechen“ unterwegs sind.

Einige Jahre später habe ich es dann doch wieder gewagt. Nach meinem Umzug nach München war der Gardasee als Reiseziel einfach zu verlockend. Nur 4 Autostunden trennen ihn von meiner Haustür. Und wer sich hier nicht nur an den klassischen Touristen-Hot-Spots bewegt, wird seinen Urlaub am Gardasee richtig genießen können. Das sind meine Tipps für den Gardasee:

Gardasee – der Norden

Der nördliche Teil des Gardasee gehört zur Region Trentino-Südtirol. Und obwohl Palmen hier die Straßen säumen, merkt man noch die Einflüsse der nahen Alpenregion. In der Umgebung findet ihr mehrere kleine Bergseen. Und auf den Tischen landen hier auch deftigere Speisen wie Knödel und würziger Hartkäse. Die Gegend ist außerdem besonders bei Surfern und Seglern beliebt. Zwar gibt es hier keinen Strand, dafür weht immer eine steife Brise über den See.

Riva del Garda
Der große Uhrenturm ist das Wahrzeichen von Garda. Mit knapp über 17.000 Einwohnern ist Riva die zweitgrößte Stadt am Gardasee. Der Ort wirkt mondäner, größer und fast schon hektischer als viele andere Ortschaften am Gardasee. Alte Villen, charmante Hotels und Parkanlagen prägen das Stadtbild. Im Rücken der Stadt ragt das imposante Rocchetta-Massiv auf. Erst seit 1919 gehört der Ort zu Italien, davor war Riva Teil der Monarchie Österreich-Ungarn. Davon zeugt heute nur noch der deutschsprachige Name Reiff.

In der Region kann man eigentlich jede Art von Wassersport ausüben – Stand Up Paddling, Segeln, Wing-Surfen oder Wasserski fahren. Wer es ruhiger mag, leiht sich eines der bunten Tretboote im Hafen. Im Anschluss kann man durch die kleinen Gassen von Riva schlendern und sich ein Eis bei Eta Beta gönnen – angeblich eines der besten in der Region.


Torbole
Torbole ist der Ort am Gardasee, durch den die meisten Urlauber zumindest zweimal durchfahren werden. Er liegt am nördlichen Teil des Sees, direkt an der Küstenstraße Gardesana Orientale. Schon Goethe stieg hier 1786 auf seiner Italienreise ab und bewunderte wahrscheinlich den kleinen, aber hübschen Hafen.

Heute ist der kleine Ort besonders bei jungen Wassersportler*innen sehr beliebt. Cafés, Kneipen und Shops wirken jünger und “hipper”, als in vielen anderen Orten am See. Besonders gut kann man deshalb hier natürlich Sportbekleidung und Surfer-Zubehör shoppen.

Tipp für Feinschmecker: Bei La Botega findet ihr Olivenöl, Weine, Essig und viele weitere Delikatessen aus der Region.


Tenno
Der Tennosee ist so türkisfarbend, dass man meinen könnte, man wäre falsch abgebogen und in der Karibik gelandet. Im Sommer trifft man hier eher auf italienische Touristen und Einheimische. Um zum See zu gelangen, muss man sich aber zunächst 15 Minuten mit dem Auto die steilen Straßen hinauf schlängeln. Wem es im Urlaub nach Ruhe steht, wird sich hier wohl fühlen – der Trubel von Riva scheint in Tenno ganz weit weg. Geschäfte sucht man dafür aber auch vergeblich. Immerhin gibt es einige wenige Restaurants und Bars – das Restaurant Castello soll ein echter Geheimtipp sein – und zwei kleine Supermärkte.

Dafür gehört die mittelalterliche Altstadt – Canale die Tenno – sicherlich zu den schönsten in der Region. Besonders bekannt ist übrigens der Weihnachtsmarkt, der von Live-Musik und Aufführungen begleitet wird.


Ledrosee
Klares, türkises Wasser, begrünte Berge und viel weniger Touristen als am Gardasee, machen den Ledrosee zu einem beliebten Ausflugs- und Reiseziel. Lange war der Ledrosee fast vollständig von der Außenwelt abgeschlossen. Erst im 19. Jahrhundert wurde die erste Straße gebaut, die heute nur noch bei Radfahrern beliebt ist. Dank einem Tunnel ist der Bergsee mittlerweile mit dem Auto in nur knapp 15 Minuten von Riva aus zu erreichen.

Tipp für Wanderer: Die Ponale-Panoramastraße ist nicht nur bei Radfahrern beliebt. In etwa 3 Stunden wandert man vom alten Ponalehafen zum Ledrosee und hat zwischendurch einen wunderbaren Blick auf den Gardasee. Zurück kann man dann den Bus nehmen.

Der wunderschöne Tennosee ist im Sommer ein beliebtes Ausflugsziel

Gardasee – die Westküste

Ich persönlich favorisiere die Westseite des Gardasees. Die Region wirkt weniger touristisch. Manche behaupten sogar italienischer – mit Ausnahme von Limone ;). Fest steht, dass es hier viele wunderschöne, malerische Orte gibt. Im Hinterland locken Berge und Wanderwege. Am Wasser findet ihr kleine Häfen, alte Villen und den Duft von Orangenbäumen.

Tremosine
Die kleinen Ortschaften von Tremosine sind berühmt und berüchtigt. Wer die fantastische Aussicht auf den Gardasee genießen will, muss allerdings zuerst 30 Minuten Serpentinenfahrt über sich ergehen lassen. Kurve um Kurve schlängelt man sich zur Hochebene hinauf. Manchmal ist es so eng, dass ich den Kopf vor Schreck einziehe, wenn wir um die Kurven biegen. Dann folgt wieder ein dunkler Tunnel. Die herrliche Aussicht lässt einen die Anfahrt jedoch schnell vergessen.

Ein beliebter Aussichtspunkt ist die sogenannte Schauderterrasse im Hotel Paradiso. Das Hotel hat seine besten Zeiten in den späten 70er Jahren gesehen. Das Selfie auf der Terrasse in schwindelerregender Höhe ist aber quasi ein Muss auf jeder Gardasee To-do-Liste.

Für uns geht es aber noch weiter ins Hinterland. Das bedeutet weitere 25 Minuten Kurvenfahrt. Gerade als wir uns fragen, ob es hier überhaupt noch Zivilisation geben kann, erreichen wir die berühmte Käserei Alpe de Garda. Die Genossenschaft verkauft frische Käse- und Wurstwaren, außerdem Öle, Pasta, Honig und weitere Produkte der Region. Man kann hier nicht nur viel probieren, sondern auch gleich noch eine kulinarische Pause im angeschlossenen Restaurant einlegen. Den berühmten Käse gibt es übrigens auch in vielen Supermärkten direkt am Gardasee.

Gargnano
Das kleine Städtchen entwickelte sich um ein Franziskanerkloster, das hier im 13. Jahrhundert gegründet wurde. Wir parken direkt am Kloster und folgen den Orangenbäumen auf die Via Romana. Viele kleine Lädchen finden sich in dieser Gasse, die am wunderschönen Hafen endet. Für mich ist der Ort einer der schönsten Plätze, die wir auf unserer Reise sehen.

Kulinarische Tipps: Leckeres Eis gibt es bei der Gelaterie Alberto, im östlichen Teil der Altstadt – hier gibt es auch viele vegane Sorten. Mehrfach ausgezeichnet ist der Feinkostladen Fratelli Di Bignotti, dessen herrliche Auslage einen nur schwer vorbeigehen lässt.

Wer die Touristenmassen hinter sich lassen möchte, sollte unbedingt das Ristorante al Belvedere besuchen. Die Pizzeria liegt im Norden von Gargnano. Die kurvige Auffahrt lohnt sich – am besten einen Tisch im Garten reservieren.


Campione del Garda
Einmal im Tunnel falsch abgebogen und schon landet man in Campione. Das kleine Dorf auf einem Felsvorsprung ist ein ehemaliges Arbeiterdorf. Früher stand hier eine große Baumwollspinnerei. Bis 1930 war Campione nur auf dem Seeweg erreichbar. Einige der alten Häuser stehen immer noch leer. Fabrikgebäude sind halb abgerissen. Seit den 80er Jahren hat sich hier aber zunehmend die Surferszene des Sees angesiedelt.

Der Ort ist vom Massentourismus dadurch verschont geblieben. Es gibt einen kleinen Supermarkt und ein Bistrot, das sehr leckere Piadine serviert, allerdings wurden die alten Häuser zunehmend renoviert und größere touristische Investitionen sind geplant. Bis dahin kann man hier noch die Abgeschiedenheit genießen. Gardasee – total entspannt.


Gardone
Villen, alte Herrenhäuser und wunderschöne Parks – obwohl der ehemalige Kurort Gardone ziemlich mondän um die Ecke kommt, kann man ihn leicht übersehen. Noch nicht einmal 3000 Menschen leben heute in der selbst ernannten Gartenstadt, die einst zu den beliebtesten Ecken am Gardasee gehörte. Davon zeugt noch heute das riesige gelbe Grand Hotel direkt am Wasser.

Der eigentliche Ortskern versteckt sich weiter oben am Hang. Kleine Gassen, bunte Fassaden und viele Restaurants machen ihn besonders charmant. Sehenswert sind außerdem der Botanische Garten und das Freiluftmuseum Vittoriale degli italiani.

Kulinarischer Tipp: Gut gegessen haben wir im Restaurant Sans Souci, direkt unten am Wasser.

Die besten Eisdielen am Gardasee

Natürlich muss ich dem Thema „Eis essen am Gardasee“ ein eigenes Kapitel widmen, denn ein Italien-Urlaub wäre kein Italien-Urlaub, wenn man nicht mindestens 4 Kilo Gelato verdrückt hat. In den letzten Jahren habe ich so einige Kugeln Eis am Gardasee verdrückt. Das sind meine Favoriten unter den Eisdielen:

Ausflugsziele in der Nähe vom Gardasee

Verona

Die wohl größte und zugleich tragischste Liebesgeschichte der Literaturgeschichte hat sich in Verona abgespielt. Zumindest hat Shakespeare sie dort platziert. Der Fiktion zum Trotz – der berühmte Balkon der Julia wurde erst in den 1930er Jahren in der Casa Giulietta montiert – strömen jährlich tausende Touristen in den kleinen Innenhof, um einmal die B(r)üste der Julia zu berühren. Das soll angeblich Glück bringen. Deswegen hat die Gute mittlerweile eine komplett blank gerubbelte Brust – aber wenn es hilft? Die kleine Stadt in Venetien hat aber noch mehr zu bieten als Brüste und Balkone: Malerische Gassen, mittelalterliche Architektur, die Nähe zum Gardasee und Sehenswürdigkeiten wie das Amphitheater machen Verona zu einem perfekten Kurz-Reiseziel.

Hier findet ihr meine Tipps zu Verona!


Venedig

Gibt es jemanden, der kein Bild vor Augen hat, wenn er an Venedig denkt? Die Lagunen-Stadt gehört zu den beliebtesten Reisezielen der Welt. Das hat Venedig nicht nur positive Effekte verschafft. Vor allem in der Hauptreisezeit drängen sich hier tausende Touristen, die von den großen Kreuzfahrtschiffen ausgespuckt werden. Viele behaupten, die Stadt verkommt zu eine Art Disneyland. Wer in der Nebensaison am Gardasee urlaubt, sollte sich trotzdem überlegen, ob sich nicht ein Abstecher nach Venedig lohnt. Die malerische Stadt mit den unzählig vielen Brücken ist ein wahres Mekka für Kunst- und Kulturliebhaber.

Je nach Lage, fahrt ihr vom Gardasee mit dem Auto etwa 1,5 bis 2 Stunden nach Venedig. Von Peschiera aus gibt es außerdem eine Zugverbindung, so spart man sich die teuren Parkgebühren in der Lagunenstadt.


Mailand

Zugegeben, Mailand liegt jetzt vielleicht nicht gerade um die Ecke. Wer im Süden des Gardasees urlaubt, erreicht die Mode-Metropole in knapp 1,5 Stunden mit dem Auto. Angenehmer ist es mit dem Zug. Von Peschiera nach Mailand fährt man eine knappe Stunde.

Mailand ist anders als italienische Städte – sie wirkt hipper, europäischer, globaler. Junge, gut angezogene Menschen, hippe Bars und Cafés prägen das Stadtbild. Schaut unbedingt beim Mercato Metropolitano vorbei – der Food Court ist vor allem im Sommer ein schöner Ort, um den Abend bei Street Food und Live-Musik ausklingen zu lassen. Architektur-Fans sollten unbedingt die berühmten, begrünten Hochhäuser Bosco Verticale besuchen.

Hier findet ihr meine Tipps für Mailand!

Tipps für Verona
Mittagessen im Amo Bistrot in Verona

Ein paar Tipps habe ich mir im Vorfeld außerdem im tollen Beitrag von Lilies Diary geholt. Natürlich freuen wir uns auch über eure Hinweise. Seid ihr Fans des Gardasees? Wo gefällt es auch besonders gut? Was muss man unbedingt gegessen haben? Hinterlasst uns gerne einen Kommentar.


Suchst du noch mehr Tipps für Italien? Schau doch mal in unseren Mini-Guide für Verona oder unsere Tipps für die Amalfi-Küste.

Suchst du noch mehr Tipps für Reiseziele in Italien? Schau dir gerne meine weiteren Blogbeiträge zu Italien an:

Tipps für Venedig: So erlebst du den perfekten Tag in der Lagunenstadt

Verona: Tipps für ein Wochenende in der Stadt von Romeo und Julia

Tipps für die Amalfiküste: Diese Highlights musst du sehen

Sehenswürdigkeiten in Mailand: Schöne Orte, sehenswerte Viertel und Tipps für Foodies