Spätabends erreichen wir das Städtchen Forks. Das eigentlich nicht viel mehr ist als eine Hauptstraße, viele trostlose Häuser und ein Supermarkt in dem hauptsächlich Jagdzubehör verkauft wird. Das Kaff liegt mitten im Nirgendwo von Washington, weit entfernt von der Hauptstadt Seattle. Die Häuser sind einfach, teilweise heruntergekommen. Architektonische Highlights gibt es nicht. Dafür sieht man bemerkenswert viele Trump-Aufkleber auf den riesigen Jeeps, die hier an jeder Ecke parken.

Trotzdem ist das 4000-Seelen-Kaff seit einigen Jahren weltberühmt. Verdanken tut es das einem kitschigen Jugendroman, der es auf die ganz große, glanzvolle Hollywood-Leinwand geschafft hat – Twilight. Und wer das vorher nicht wusste, der wird es in Forks schnell lernen. In der etwas in die Jahre gekommen Burgerbude bestellen wir den Bella-Burger und das Vampir-Menü. Der Supermarkt quillt über vor Werwolf-Shirts und Plastik-Vampirzähne. Vor Twilight lebte man hier vor allem von der Holzwirtschaft. Davon kann man sich heute noch im Timber Museum überzeugen – dem kulturellen Highlight des Ortes. Doch trotzt all der Tristesse findet man hier vor allem eines – eine kleine Naturschönheit.

Abgeschieden und doch weltberühmt – eine Nacht in Forks

Um es kurz zu sagen: Wer kein Fan von Einsamkeit und Natur ist, der wird sich in Forks schon nach wenigen Minuten unsterblich langweilen. Im Westen warten die beindruckenden und einsamen Strände von La Push, im Osten des Ortes beginnt der riesige Olympic National Park mit seinen endlosen Wäldern. Dazwischen liegt Forks – mit seinen zwei Burgerbuden, mehreren Tankstellen, einem Supermarkt, einem Cannabis-Shop und ein paar Dinern, die vor allem durch eine merkwürdige Zusammenstellung von Jagdtrophäen beeindrucken. Nachtleben – Fehlanzeige. Die meisten Bewohner sind sowieso die meiste Zeit im Auto unterwegs – zu Fuß begegnet uns hier kaum jemand.

Doch die Vampirsaga hat den Tourismus in die Stadt gebracht. Dabei wurden die meisten Szenen der Filme gar nicht hier gedreht, sondern hauptsächlich in British Columbia und in Oregon. Dennoch gibt es Dank der berühmten Romanvorlage mittlerweile mehrere kleine Hotels in Forks – die preislich zwischen 80 und 240 Dollar pro Nacht liegen. Hardcore-Twilight-Fans können sich auf den angebotenen Touren durch die Stadt knipsen. Vor dem örtlichen Krankenhaus gibt es immer noch einen reservierten Parkplatz für Dr. Cullen. Wer der Hollywood-Schmonzette nichts abgewinnen kann, der besorgt sich im Supermarkt besser ein paar Wanderstiefel und eine Angel und geht den hauptsächlichen Beschäftigungen des Ortes nach. Ach ja, natürlich gibt es auch noch einmal die Woche einen Bingo-Abend.

FARWEST MOTEL
Das kleine Motel wird hauptsächlich von vorbeiziehenden Truckern bevorzugt. Für etwa 80 Dollar die Nacht erhält man aber ein sehr ordentliches und sauberes Zimmer mit Wifi und Fernsehen. Für ein oder zwei Nächte absolut ausreichend.
251 N Forks Ave, Forks


MOCHA MOTION
Das kleinste Café der Stadt ist eigentlich nur ein Mini-Drive-In. Man fährt dazu einfach nur an den Schalter, bestellt, und holt die Bestellung auf der anderen Seite der kleinen Hütte wieder ab. Die Bagles sind sehr lecker, außerdem gibt es noch Oatmeal, Sandwiches, Smoothie und sogar Rührei To Go.
260 S Forks Ave, Forks


SULLY`S BURGER
In der Burgerbude hat sich definitiv seit den 80ern nichts mehr verändert. Uns zieht es am ersten Abend hierher, da der Schuppen genau gegenüber von unserem Hotel liegt. Zwischen mehreren Trump-Anhängern essen wir uns durch die Vampir-Karte und müssen feststellen, dass vor allem der Lachsburger hier sehr ordentlich ist. Fazit: Kann man machen.
220 N Forks Ave, Forks


FORKS OUTFITTERS
Direkt am Ortseingang gibt es einen großen Supermarkt mit angeschlossenem Baumarkt. Von Zelten bis hin zu Vampirkitsch oder Medikamenten gibt es hier fast alles, was man benötigt. Außerdem ist die Auswahl an Donuts und Gebäck hier nicht zu verachten. So kann man sich für Tagesetappen mit dem Nötigsten eindecken. Und natürlich ist auch dieser Laden ein Touristen-Highlight, denn es ist der Arbeitsplatz von Bella in der Twilight-Saga.
950 S Forks Ave, Forks


THREE RIVERS RESORT
Zwei Burgerläden in 24 Stunden? Tja, in der Einöde darf man nicht wählerisch sein. Das Three Rivers liegt etwas abseits von Forks auf der Fahrt nach La Push. Der Twilight-Kult erlebt in dem kleinen Resort seinen Höhepunkt. Zwischen Filmplakaten und ausgestopften Tieren gibt es im Imbiss Milchshakes, viel Frittiertes und natürlich Werwolf-Burger.
7764 La Push Rd, Forks

La Push – die Heimat der Quileute

Bekannt aus den Twilight-Romanen sind vor allem die Strände um La Push. Nur etwa 400 Menschen wohnen in der kleinen Siedlung, deren Einfachheit einen starken Kontrast zu der gewaltigen Schönheit der Landschaft bildet. Es ist die Heimat der Quileute, die unfreiwillig zur Vorlage der Werwolf-Sage in Stephanie Meyers Romanen wurden. Wer La Push betritt, der betritt damit nicht einfach nur einen Filmschauplatz, sondern eine souveräne Nation, deren Verhaltensregeln beachtet werden sollten.

Warum Stephanie Meyer gerade diesen Schauplatz für ihre Geschichte auswählte, wird schnell klar. Als wir unser Auto abstellen erblicken wir zuerst die felsige Insel James Island, die sich gewaltig vor der Küste La Push erhebt. Dichte Nebelwände ziehen an diesem Sommertag über das Wasser und verschlingen den ganzen Ort innerhalb weniger Minuten. Und obwohl einige Besucher durch das Örtchen streifen, finden wir immer wieder Stellen, wo wir mutterseelenallein den Wellen lauschen können.

FIRST BEACH
Der First Beach befindet sich genau in La Push und ist damit am einfachsten zu erreichen. Direkt an der Küste befindet sich ein kostenloser Parkplatz.

RIALTO BEACH
Der Rialto Beach liegt im Norden von La Push. Gewaltiges Treibholz wird hier immer wieder an die raue Küste angeschwemmt. Bei Ebbe kann man zum „Hole in the Wall“ laufen. Einem Tunnel, den das Wasser in Stein gehauen hat.

SECOND BEACH
Der Second Beach war mein persönlicher Favorit. Etwas ausserhalb von La Push befindet sich ein kleiner Parkplatz. Von hier aus läuft man etwa 20 Minuten durch dichte Wälder. Um zum Strand zu gelangen müssen wir einen ganzen Berg von Treibholz erklimmen. Das ist nichts für Menschen, die schlecht zu Fuß sind. Aber es lohnt sich, denn der Anblick der vielen kleinen Inseln und des weißen Sandstrandes hat sich mehr als gelohnt.

Auf all meinen Reisen hat keine Gegend schneller mein Herz erobert, als die Nordwestküste Nordamerikas. Riesige Wälder, einsame Straßen, wunderschöne Klippen und Strände, an denen langsam der Nebel aufzieht. Forks liegt soweit weg von den bombastischen Metropolen der USA wie nur möglich. Hier liegen keine Beach-Schönheiten an den Stränden, es gibt keine Vergnügungsparks und Smoothie-Läden. Ein skurriler kleiner Ort, der sich irgendwo zwischen weltberühmt und total abgeschieden bewegt. Und damit ist er absolut empfehlenswert – auch für Nicht-Twilight-Fans.


Auf dem Blog findest du noch viele weitere Beiträge zu unseren Reisen durch Nordamerika. Außerdem haben wir auch noch unsere Tipps zu Seattle zusammengefasst. Und lasse es uns doch mal wissen, ob du auch schon mal in Forks warst und wie es dir gefallen hat.